Steffen Weber aus Merkers
on Tour durch Amerika    ... und ...

Reisebericht    

 
Party meines Abschieds am 12. Mai 2001:
 
Die Party findet seinen Ruhm in Tiefenort an der Werra (D) auf einer privaten Country Ranch. Es gab Bier und Mädels, sowie Ferkel und all das lasterhafte Zeug.

a) es kamen Leute

b) ich sang

c) ..und nervte alle

 

 

 

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Steffen Weber schrieb am 5 Juli 2001:

Servus, ihr zu Haus gebliebenen !


Die ersten 5 Wochen sind um und schöne Momente habe ich erlebt. Nach einer Woche auf dem Kennicot-Gletscher in Alaska, ging's anschließend auf dem Yukon nach Dawson City. Der Kanutrip dauerte 11 Tage(770km) und war erholsamer als Anfangs vermutet. Der Yukon hat sehr viel Wasser im Moment, so dass man die meiste Zeit mit essen und steuern verbracht hat, anstatt zu rudern.
In Dawson konnte man hier und da den Hauch vergangener Goldgräberzeiten spüren.
Auf Grund der nördlichen Lage, sind die Nächte hier taghell. So hat man um 1:00 Uhr im Saloon gesessen, zur Tuer geschaut und es kam eine vor wie Nachmittags um ...(sucht euch eine beliebige Zeit aus)
Letzte Woche bin ich den Chilkoot Trail gewandert. Ein 53km langer Weg, den die meisten Goldgräber 1897-98 gehen mussten. Er geht über den Chilkoot-Pass zwischen Skagway (Alaska) und Carcross (Canada).
Das Ende dieses Weges liegt am Lake Benett, an dem die Goldsucher sich ein Boot bauten und bis nach Dawson fuhren. (ca900km)
Es war eine traumhafte Wanderung, die jedem zu empfehlen ist, der in diese Gegend kommt.
Ich habe nun den Yukon hinter mir gelassen und bin auf dem Weg nach Vancouver, um nach einem Motorrad Ausschau zu halten. Die Strecke dort hin will ich trampen, bzw. bin schon dabei. Gestern habe ich eine Tag auf ein Auto gewartet und musst mir die ganze Zeit eine schöne, mit fortwährender Zeit langweilig erscheinende Brücke anschauen. Macht aber trotzdem Spaß, man lernt viele Leute kennen, sieht was vom Land und es ist recht preiswert so zu reisen. Ich will spätestens in 2 Wochen in Vancouver sein. Wenn ich das Motorrad habe, werde ich wahrscheinlich wieder gen Norden fahren um den Herbst dort zu erleben. Danach geht's Richtung Kalifornien, wo ich schätzungsweise etwas länger bleibe. Das Wetter soll ja ganz gut sein dort und vielleicht kann man bei der Weinernte helfen (hihihi). Und dann will ich auch mal wissen wie das mit dem surfen außerhalb des Internets funktioniert. Hier oben ist das Wetter im Moment recht angenehm, Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad. Die Seen und Flüsse sehen zwar goßartig aus, sind aber oft zu kalt zum baden. Als wir am 29.05. angekommen sind, war noch vereinzelt Eis auf den Seen und Wasserwegen. Der Sommer beginnt ziemlich schnell und geht bis Mitte September. Dann folgt der sogenannte Indian Summer.
Seit 3 Tagen sind alle Bekannten und Verwandten aus Deutschland fort. Alleine ist man deswegen trotzdem nicht. Man trifft recht häufig Leute und wenn sie einem sympathisch sind, verbringt man etwas Zeit mit ihnen.
Man hat ja Zeit. Mir geht's richtig gut, auch wenn man manchmal die Momente mit Freunden bei einem guten Tropfen Rotwein vermisst. Man kann halt nicht alles haben.
Ich schreibe gerade aus Watson Lake, 400km sudöstlich von Whitehorse. Hier hat beim Bau des Alaska Highways einer der Soldaten ein Ortsschild von seinem Heimatort an einen Baum genagelt, jetzt gibt es hier einen Schilderpark mit ca.20000 Schildern. z.B. Suhl

seit herzlich gegrüßt, Steffen

 
 

hier fehlte dem Administrator eine Email mit Fotos.... wer kann sie ihm noch schicken ?

 

 

 

 

 

 

 

 
Steffen Weber schrieb am 21 Juni 2002:


Ja lang ist's her, dass ich habe etwas von mir hörnen lassen.
Aber wie das so ist mit dem Unkraut.

Nachdem ich Anfang April Edmonton verlies, habe ich drei herrliche Wochen mit meinen Freunden mit Ski fahren verbracht.
Im Anschluss daran habe ich mein Motorrad aus seinem Dornröschenschlaf befreit (nein ich habe es nicht geküsst) und bin gen Vancouver Island aufgebrochen.
Dort habe ich die erste Maiwoche auf dem West-Coast Trial verbracht. Eine herrliche 5 tägige Wanderung im "Urwald" und an der Küste von Vancouver Island.
Auf den 75 Kilometern des Trials gibt es keine Siedlung oder Zugang via Strasse. Somit ist es eine ziemlich einmalige Atmosphäre. Ich war in der glücklichen Situation am Anfang der Saison zu starten, so dass nicht zu viele Leute unterwegs waren.

Ich hatte eine wirklich eine gute Zeit in Kanada und wäre sicherlich noch dort wenn mein Visa nicht abgelaufen wäre. Andererseits muss ich aber auch endlich mal gen Süden aufbrechen wenn ich es noch bis Feuerland schaffen will. Ist doch schon ein Jahr verstrichen und ich bin immer noch im Norden zu Gange.
Ich muss dazu sagen, dass ich nicht gerade ein Fan des "american way of life" bin und die Politik des derzeitigen Präsidenten entspricht nun nicht unbedingt meinem Geschmack.

Mit gemischten Gefühlen ging's also an die Grenze und es empfing mich die "Freundlichkeit" in Person. Das Dumme ist, man(n) muss auch noch lächeln wenn man man so einer Pappnase in Uniform gegenübersteht, sonst ist man gleich geliefert. Ich will die Sache nicht zu weit ausdehnen und auf den Punkt kommen. Ich durfte die Reise in entgegengesetzte Richtung fortsetzen. Sprich, mir wurde die Einreise verweigert mit der Begründung das ich kein Rückflugticket in die Heimat hatte. Eigentlich hatte ich ja eins, dieses ist aber dummerweise an dem besagten Tag abgelaufen. Es waren noch andere lächerliche Dinge, die zu erzählen ich mir hier erspare. (lausch hin und wieder unabhängigen Nachrichten , wenn es sie denn noch gibt, und bilde deine eigene Meinung)
Totaly pissed off, bin ich also wieder zurück nach Vancouver. Auf dem Weg dorthin überlegte ich nun was zu tun und ich erinnerte mich an die nette Schenke am Broadway, wo das Bier so dunkel und die Bedienung so hübsch war. Gedacht getan. Ein paar Guinness später sah die Welt schon viel freundlicher aus.

Letztendlich habe ich die Einreise hinter mir und bin um ein paar Dollar ärmer. Aber was tut man nicht alles im Kampf gegen den Terrorismus und der Eingrenzung der "axis of the evil".

Ich war letztes Jahr schon einige Wochen im Staate Washington und hatte somit Anlaufpunkte von Freunden, bei denen ich mich erst mal akklimatisieren konnte.
Dies bedeutet segeln, fischen, lecker essen, Rotwein und andere Getränke, Gespräche bis tief in die Nacht, handgemachter Musi lauschen und ausgedehnte Gespräche mit dem Pinguin.

Zur näheren Erläuterung sollte ich erwähnen, dass der Pinguin ein Cocktailmixer ist der die Form des besagten Vogels, wohnhaft am anderen Ende der südlichen Hemisphäre, hat.

All dies fand hauptsächlich in und um Seattle statt.

Im Anhang ein aktuelles Foto, wie du siehst wird Zahnpflege in den Staaten nicht gerade groß geschrieben. Vielleicht sollte ich einfach nur vermeiden die Zahnbürste meiner Gastgeber zu benutzen.
Des weiteren Fotos eines ziemlich "coolen" Baumhauses, welches nun schon 20 Jahre auf dem Bukel hat. Über Freunde von Freunden von Freunden habe ich Bill kannengelernt und hatte somit die Möglichkeit im neu errichteten Observatory, in 30m Höhe, zu nächtigen. Es war einfach genial. (für mehr Infos folgende Adresse: www.cedarcreektreehouse.com)

Die nächsten 4 Monate werde ich damit verbringen gen Honduras zu reisen.
Dort habe ich eine Verabredung mit meiner Schwester zum tauchen (und zum Haare schneiden).
Bis dahin werde ich mich bald noch mal melden.

So, nun will ich aber die mir noch verbliebenen Stunden des längsten Tages im Jahr nutzen und mich in den Traffic in Seattle stürtzen. Leider die einzige Möglichkeit die Stadt zu verlassen.

herzliche Grüße und einen relaxten Sommer,

Steffen

 

 

 

 

  

Steffen Weber schrieb am 11 November 2002:

Schöne Grüsse in die Heimat,

dies ist wieder eine dieser unpersönlichen Mails, die zig Leute bekommen und wo vielleicht einige denken werden "na wenn er mir nicht persönlich schreibt will ich das hier auch nicht lesen". Sollte dies der Fall sein, löschen sie bitte JETZT.
Für den Rest von euch folgt nun ein Abriss meines Sommers im Land der unbegrenzten...., na ihr wisst schon. (auch Cowboys dürfen hier regieren)
Ich gebe ja zu, dass ich ein wenig schreibfaul bin aber ich stehe dazu.

Nachdem sich mein Aufenthalt in Seattle doch noch mal verlängerte, bin ich Ende Juni ein zweites mal gestartet. Es ging in Richtung Mt. St. Helens, einem Vulkan der zuletzt 1980 von sich reden machte als er das letzte Mal ausgebrochen ist. Die Spuren der Verwüstung waren noch sehr deutlich zu sehen, wobei die Ursache weniger Lava war, sondern vielmehr eine riesige Druckwelle die sich während der Eruption ausbreitete.
Der Aufstieg zum Kraterrand war von miserablen Wetterverhältnissen begleitet. Heute weis ich das mich die nächste Schlechtwetterfront erst 3 Monate später in Page am Lake Powell ereilen sollte. Im Anschluss an den St. Helens bin ich entlang des Columbia Rivers zum Hells Canyon gefahren, der sich im Staaten Dreieck von Washington, Oregon und Idaho befindet.
Definitiv konnte man hier eine Veränderung in der Bevölkerungszusammensetzung wahrnehmen. Der Anteil der Cowboyhut tragenden, Pick Up's mit Gewehrhaltern fahrenden und leere Bierdosen aus dem Fenster werfenden Bevölkerungsschicht, der Volksmund nennt sie Rednecks, nahm merklich zu.
Somit war man bei der Suche seines Nachtlagers, zu der man sich meistens auf irgendwelche Feldwege begab, etwas vorsichtiger.
Als ich am 29.06. in einer mittelgroßen Stadt Erkundungen einholte ob es einen Pub gibt der das WM Finale uebertraegt, wurde ich meist ungläubig angeschaut ganz nach dem Motto: "What the fuck you talking about?" (entschuldigt das "F"-Wort)
Die einzige Möglichkeit wäre gewesen sich in einen 24Stunden Wall-Mart in die Elektronikabteilung zu setzen, was mir dann aber auch zu viel des Guten war.
Der nächste Anlaufpunkt war Smith Rock Park in central Oregon. Hierbei handelt es sich um ein kleines Gebiet welches sich hauptsächlich durch seine guten Klettermöglichkeiten auszeichnet.
Leider haben die schönen Erinnerungen an diese Gegend auch einen etwas bitteren Nachgeschmack, da mir mein Helm, Handschuhe und ein paar CD's gestohlen wurden während ich in einem Fluss baden war. Nur gut das ich die meisten meiner Sachen am Zelt hatte.

Um der Sache auch etwas Positives abzugewinnen, muss ich sagen, dass sich dadurch auch wieder Erlebnisse und Begegnungen ergaben die unter anderen Umständen vielleicht nicht stattgefunden hätten.
Z.B. hat ein Mädel, welches ich erst kurz vorher in Seattle kennen gelernt hatte und welches selbst Motorrad fährt, Freunde und Händler angerufen welche sofort ihre Unterstützung angeboten haben.
Hin und wieder kommen wildfremde Leute auf einen zu und fragen nach dem Woher und Wohin, nicht selten enden solche Fragen mit einer Einladung zum Essen oder einem Angebot zur Übernachtung und Gesprächen bis tief in die Nacht. Auf den Punkt gebracht kann man sagen, man kommt als Fremder und geht als Freund. Diese Momente sind neben der Besichtigung von neuen Landschaften ein wichtiger Bestandteil der Reise der diese absolut lohnenswert macht.

Es ging dann zurück an die Küste und in Richtung Kalifornien, wo ca. 300 Kilometer vor San Francisco die Küstenstrasse Nr.1 oder Highway #1 beginnt. Es war schon immer mal ein Traum von mir diese Strasse mit dem Motorrad zu fahren und dementsprechend habe ich es auch genossen. Die Einfahrt nach San Francisco über die Golden Gate Bridge wurde leider durch den all zu oft herrschenden Nebel etwas verschleiert. Wahrend der einen Woche die ich in San Francisco verbracht habe, gab es lediglich einen Tag an dem die Brücke vollkommen sichtbar war. Die Stadt selbst mit ihrer multikulturellen Bevölkerung und vielen Sehenswürdigkeiten ist auf jeden Fall einen Abstecher wert.
Nach San Francisco setzt sich der Highway #1 bis nach LA. fort, wobei der landschaftliche Höhepunkt in Big Sur liegt. Eine traumhafte Küstengegend.

Ende Juli bin ich dann in Woodland Hills angekommen, einem Vorort von LA. wo ich im Moment eigentlich immer noch bin. Hier hatte ich die Adresse von einem Freunde eines Freundes Freund.
Nachdem ich hier erstmal 6 Wochen gearbeitet hatte, war es an der Zeit die Nationalparks im Südwesten unter die Räder zu nehmen. Angefangen mit den Mammutbäumen des Sequoia NP. gings weiter durch den Yosemite NP. und ins Death Valley.
Las Vegas links liegen lassend, wurden die naechsten Tage genutzt um Zion NP., Bryce Canyon, Canyonlands NP. und Arches NP. zu bewundern.
Ich will die Mail nicht durch die weitere Aufzählung von Nationalparks zum ermüden bringen. Ich kann nur Jedem der einmal mit dem Gedanken spielt die Staaten zu besuchen zur Besichtigung des Südwestens raten. Es ist absolut faszinierend welch bizzare Landschaften hier durch die Jahrhunderte entstanden sind.
Nach 3 Wochen die ich "Draußen" verbrachte hatte, ging es auf dem Rückweg nach LA. noch mal auf einen Abstecher nach Las Vegas. Über diese Stadt sollte sich Jeder sein eigenes Urteil bilden. Wenn man bedenkt das dieser Ort in einer Wüste entstanden ist und sieht was so abgeht, dann bin ich fast dazu geneigt das Wort "krank" in den Mund zu nehmen.

Vor 4 Wochen bin ich dann nach Honduras geflogen um mich mit meiner Schwester zu treffen. Ursprünglich war ja geplant das ich schon mit dem Motorrad in Honduras bin wenn meine  Schwester ankommt aber so eine Enduro fährt halt nicht so schnell.
Auf Utila, einer kleinen Insel vor der Ostküste von Honduras, habe ich meinen Tauchschein gemacht um im  Anschluss mit meiner Schwester abzutauchen.
Wir hatten eine recht entspannte Zeit die neben dem Leben in der Hängematte und jeder Menge Sunsetdrinks (manchmal ging die Sonne mehrmals am Tag unter) auch den Besuch der Maya Ruinen von Copan bot.

Ja und da wären wir schon auch schon wieder in der Gegenwart angelangt. In 2 Tagen bekomme ich Besuch aus der Heimat und zusammen wollen wir dann Ende November auf der Baja California gen Mexiko starten.
Mir bleiben dann noch ca.4 Monate um es bis nach Costa Rica zu schaffen, wo mich im April meine Eltern besuchen wollen.

Bitte denkt nicht das immer alles so schön ist wie es sich liest. Auch als Reisender hat man so seine alltäglichen Problemchen. Diese bespreche ich aber besser an anderer Stelle mit Herrn Freud.

Jetzt will ich aber mal ein Ende finden und mich ab in die Kiste machen, bei den Meisten von euch hat ja schon die neue Woche begonnen.

Seit herzlich gegruesst,

Steffen
 

 

 

 

 

 

 

 

 

Steffen Weber schrieb am 2.Januar 2003:

Bomben Stimmung in Veracruz

Hola amigos,

Wenn ich mich schon nicht zur Weihnachtszeit gemeldet habe, so will ich es nicht versäumen euch alles Gute für die nächsten Dreihundertfünfundsechzig zu wünschen. Möge euch die Gesundheit ein treuer Begleiter sein und Fröhlichkeit ein nicht versiegender  Quell.

Seit vier Wochen bin ich nun in Mexico unterwegs und genieße es in vollen Zügen. (keine Angst, ich bin nicht auf die Bahn umgestiegen, dass Motorrad ist weiterhin mein treuer Lastenesel) Nachdem ich mich Mitte Dezember nach zwei Wochen Baja California von meinen Freunden verabschiedet habe, ging's Alleine weiter mit der Fähre von La Paz in Richtung Festland. Wir hatten eine herrliche Zeit zusammen auf der Halbinsel. Somit war mein Stimmungsbarometer nicht gerade auf seinem Hoechststand nachdem wir uns verabschiedet hatten. Da steht man nun in einem Land dessen Sprache man noch nicht mächtig ist und dieser Umstand bringt einem zum Haareraufen. Dies gewöhnt man sich aber ab einer gewissen Länge des Haares ab.

Jedoch schon auf der Fähre war keine Zeit mehr zum Trübsal blasen. Mit dem Wörterbuch unter dem Arm wurden Informationen über das Woher und Wohin ausgetauscht, dass man nicht katholisch ist und weder Frau  noch Kind auf einen warten.
Auf dem Festland ging es dann in Richtung Barranca del Cobre (Copper Canyon) oder zu gut deutsch Kupferschlucht. Dort warteten  dann 500 unasphaltierte Kilometer auf mich, die so manchen Kraftausdruck über meine Lippen sprudeln ließen. Denkt noch nicht mal im entferntesten an das Wort Strasse.
Aufgrund dieses Umstandes ist die Gegend auch recht dünn besiedelt. In den entlegenen Ecken des Canyons, dieser übertrifft in seinen Ausmaßen sogar den Grand Canyon, leben heute noch die Tarahumara Indianer. Diese haben es geschafft in den schwer zugänglichen Gegenden der Gebirgslandschaft der Bekehrung zum Katholizismus zu entgehen und leben heute noch größtenteils nach Traditionen die schon vor Jahrhunderten ihre Gültigkeit hatten. Die Tarahumaras sind berühmt dafür mühelos und ohne zu stoppen große Entfernungen zu rennen (160km und mehr) und dabei noch einen kleinen Holzball vor sich her zu tribbeln. Man sollte dabei erwähnen das dies auf den Pfaden des Canyons geschieht und nicht in einem Stadion.
Auf meinem Weg durch die Schlucht konnte ich den einen oder anderen Vertreter dieses Stammes in seinem farbenfrohen Gewand am Straßenrand stehen sehen. Jetzt weis ich auch wo die Beatles die Idee für ihre Frisuren her hatten.

Für eine meiner Nächte in dieser Gegend habe ich die Nähe zu einer Behausung gesucht. Die Frage nach Erlaubnis zum campieren, diese wurde mit regen Einsatz von Händen und Füssen gestellt, wurde mit der Aufforderung zum nächtigen unter dem Vordach beantwortet, mit der Erklärung das es ja recht kalt wird in der Nacht. Sogleich hatte ich einen Kaffee in der Hand eine Weile später gab's noch einen Teller Suppe. Des Weiteren wurden noch alte Säcke und ein Kissen zum besseren Schlafcomfort gereicht. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass diese Leute ohne Strom und fließend Wasser unter den einfachsten Bedingungen lebten. Bei Einbruch der Dunkelheit wurden ein paar Scheite Holz vor dem Haus entzündet um sich nicht als Eisblock ins Bett begeben zu müssen. In der Küche brannte noch das Holzfeuer auf dem zuvor gekocht wurde und für eine halbe Stunde wurde eine Kerze entzündet. Nachdem die Hühner im Stall waren war es dann auch Zeit für uns in die Federn zu springen. Diese wurden am nächsten Tag mit dem ersten Hahnenschrei wieder verlassen. Frederico, der Herr des Hauses, sattelte sogleich seine 3 Esel um sich mit ihnen auf den Weg zum Holz sammeln zu begeben.
Man kann sich nur schwer vorstellen unter welch bescheidenen Verhältnissen diese Leute leben und mit welcher Herzlichkeit man dort aufgenommen wurde. Ab und an war ich sogar beschämt als verwöhnter Mitteleuropäer, der es sich leisten kann hier mit dem Motorrad umher zu reisen, diesen Leuten auch noch einen Teller Suppe streitig zu machen.

Eine weitere Geschichte die das Leben schrieb ergab sich zwei Tage nachdem ich die Kupferschlucht verlassen hatte. Den ganzen Tag  auf dem Motorrad und den letzten Groschen gegen Benzin getauscht,
musste ich zwangsläufig die nächste Stadt (Durango) erreichen um dem Geldautomaten ein paar Scheine zu entlocken um diese anschließend in Nahrungsmittel umzusetzen. Normalerweise wäre ich nicht soweit gefahren an diesem Tag und hätte die Nacht irgendwo in der Pampa verbracht aber  mein Magen entschied anders. Da es schon spät am Nachmittag war begab ich mich  somit gleich auf Quartiersuche. Dabei wurde ich von Pepe angesprochen der mich offensichtlich als Reisender erkannte und mir sogleich Quartier anbot. Er war erst kürzlich für sieben Monate in Indien und Umgebung mit dem Fahrrad unterwegs und wusste um die Sorgen eines Travelers. Er war etwas in Eile da er am selben Abend eine Modenschau organisierte.
Er lud mich ein dieser beizuwohnen und von Gratisessen und -drinks zu profitieren. Um eine lange Geschichte kurz zu machen, um Mitternacht lief ich in einer der besten  Adressen  in Durango  über den Laufsteg und  wusste gar nicht so richtig wie mir eigentlich geschieht, habe ich doch die Nacht zuvor noch  irgendwo auf einer Weide genächtigt.
Pepes Familie lud mich ein die Weihnachtszeit mit ihnen in Durango zu verbringen was ich auch gerne getan hätte, wäre da nicht schon die Verabredung mit anderen Motorradreisenden in Zacatecas gewesen. Dort haben wir mit unseren Camping Kochern ein vielfältiges Weihnachtsmenü gezaubert. Ok es war keine Gans aber dafür unvergesslich.

Von Zacatecas gings weiter nach Guanajuato, den Ruinen von Tula und Teotihuacan um schließlich am 31.12. in Veracruz anzukommen. Dies ist eine Stadt am Golf von Mexico die den Spaniern einst als Landungspunkt diente. Die Bevölkerung setzt sich aufgrund vom Sklavenhandel vergangener Tage größtenteils aus Latinos zusammen. Dies spiegelt sich vor allem in der Musik und der local cuisine wieder.
Nachdem man hauptsächlich im mexikanischen Hochland unterwegs war wo es um diese Jahreszeit doch auch kühl werden kann ist das karibische Flair dieser Stadt eine willkommene Abwechslung.
Die nächsten Tage geht's in Richtung Oaxaca, Pazifikküste und weiter auf die Yucatanhalbinsel. (nein, nicht nach Cancun).

Alles in allem ist Mexico ein Land mit gemütlichen und lebhaften Charakter zugleich. Das öffentliche Leben spielt sich sehr oft unmittelbar auf und neben der Strasse ab. Die Familie hat definitiv einen anderen Stellenwert als beim nördlichen Nachbarn. Die Luft ist direkter Botschafter von dem was man um die Ecke zu erwarten hat, sei es ein Tacostand, der Abwasserkanal oder der Hundkadaver der schon seit Tagen in der Sonne brät. Es macht Spaß über die Märkte zu streunen und den Hunger mit dem zu stillen wo nach einem der Sinn steht. (immer in der Überzeugung von Montezumas Rache verschont zu bleiben)
Die Naturschönheiten haben zur Folge das der Tag mit einer verspannten Nackenmuskulatur endet und aufgrund der eigenen Herkunft bleibt man selbst nicht vor Blicken verschont.   (Gringo)

Euch nochmals alles Gute für 2003, mögen eure Erwartungen in Erfüllung gehen und wir uns froh und munter wieder sehen. Hoffentlich haben die Wahnwitzigen dieses Planeten eine Erleuchtung und erkennen das Konfliktlösung nicht immer mit Waffengewalt einher gehen muss.

Seit Herzlichste Gegrüßt, que le vaya bien, take care


Steffen


anbei noch die Adresse von Pauls Website: www.motoadventures.org/id20.html
er hat auf dieser Seite ein Bild was uns suedlich von Tijuana zeigt.
In Kürze dürfte auch ein update von unserer gemeinsamen Weihnachts- und Silvesterzeit auf dieser Seite erscheinen.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Steffen Weber schrieb am 15.03.03:
 

Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät ?


Und wieder sind 3 Monate verstrichen, seit dem ich mich das letzte mal ausführlich gemeldet habe. Aufgrund massiver Kritik über den mangelnden Informationsfluss will ich mal lieber meiner Pflicht nachkommen und die Geschehnisse der letzten Wochen zu Bildschirm bringen.

Mexico liegt nun hinter mir und seit zwei Wochen bin ich in Guatemala unterwegs. Somit habe ich mehr Zeit im Land der Kakteen zugebracht als ursprünglich geplant. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Nachdem es von Veracruz ueber Oaxaca an die Pazifikküste ging, einige werden sich vielleicht noch an das schreckliche Bild vom Sonnenaufgang erinnern, führte der Weg danach in das Hochland von Chiapas.
Dies ist eine Region unterhalb der Yucatan Halbinsel und Grenzbereich zu Guatemala, der in den neunziger Jahren in die Schlagzeilen geraten ist nachdem die hier ansässige Bevölkerung gewaltsam auf ihre Missstände aufmerksam gemacht hat. (Zapatistenbewegung) Chiapas dürfte eine der ärmsten Regionen, wenn nicht die ärmste Region von Mexico sein. Die dort lebende Bevölkerung setzt sich hauptsächlich aus unmittelbaren Nachfahren der Majas, sprich indigenen Bevölkerungsgruppen zusammen die zum Grossteil noch ihre eigene Sprache bewahrt haben (z.B. Zotzil).
Von der Küste kommend windet sich die Strasse innerhalb von wenigen Kilometern von 500m auf 2500m hinauf (siehe Anhang). Dementsprechend  atemberaubend ist die Landschaft und auf der Fahrt in Richtung San Cristobal de las Casas habe ich spontan entschieden ein paar Tage in dieser Region zu verbringen. Das daraus Wochen wurden habe ich damals natürlich nicht gewusst.
In San Cristobal habe ich mich erstmal für eine Woche in einer Sprachschule angemeldet. Ach da waren sie wieder meine Probleme mit den grauen Zellen. Was soll das erst werden wenn man aelter wird. Vielleicht können die von euch, die die 30 hinter sich haben mal einen Erfahrungsbericht abgeben.
Aber dafuer muss man sich ja erinnern und somit beißt sich die Katze schon wieder selbst in den Schwanz.
Knoblauch allein hilft nicht, soviel habe ich schon herausgefunden.
Ein weiteres Problem war, dass San Cristobal zuviel Ablenkung bot. Da schlendert man die Strasse entlang , trifft Hinz und Kunz, lässt sich zu einem Käffchen ueberreden und am Abend darf es dann auch schon mal das ein oder andere alkoholische Getränk sein. Ja, so einer bin ich.
Die Woche verstrich und ich war gedanklich schon wieder auf der Weiterreise als ich Hugh Sinclair traf.
Huhg ist zwei Jahre älter als ich, kommt gebuerdig aus London, arbeitet für eine Bank in San Cristobal und hat Ende 2001 die Panamericana mit einem Freund in 47 Tagen auf dem Motorrad zurückgelegt. Dabei sollte man erwähnen das er davon 7 Tage im Krankenhaus verbrachte und weitere 5 Tage eine Zeitstrafe darstellen die sie auferlegt bekamen weil sie Kolumbien ausgelassen haben, somit 35 Tage reine Fahrzeit. Die Welt im Zeitraffer fällt mir dazu nur ein.
Die Geschichte kann man im aktuellen Guinness Buch nachlesen.
Da es genug Gesprächsstoff gab und eine Flasche Wein und ein Abend bei Weitem nicht ausreichten, es Freitag war und das Wochenende einige Highlights bot, habe ich entschieden  meinen Aufbruch bis Montag zu verschieben. Das diese 3 Tage meine Halbwertszeit am Ende um einige Stunden verkürzt haben, spricht wohl fuer sich. Aber man lebt ja nur einmal. Oder sagen wir es besser so, da ich nicht weis ob es ein zweites mal gibt und wann es sein wird lebe ich lieber jetzt.
Hugh war am Ende Schuld daran, dass ich meine Pläne, die einen 8 wöchigen Aufenthalt auf Utila vorsahen um meinen dive master zu machen, über Bord warf. Den dive master hatte ich im Hinterkopf, seit dem ich das erste mal im Oktober auf Utila war um mich mit meiner Schwester zu treffen. Und ich muss gestehen, dass der Prozess der Entscheidungsfindung fast eine Woche in Anspruch  genommen hat.
Es dauerte eine Weile einen 8 wöchigen Inselaufenthalt gegen eine 11 tägige Trekkingtour am und im Rio la Venta aufzugeben. Aber am Ende habe ich es nicht bereut. Ich bereue ja eh nichts wie ihr wisst.
Da einer der Teilnehmer die Tour kurzfristig absagen musste, bot sich mir die Moeglichkeit der Teilnahme.
Der Rio la Venta ist ein Fluss der sich im Nordosten von Chiapas durch eine recht dünn besiedelte Canyonlandschaft schlängelt.
Anfang der neunziger Jahre machte sich eine Gruppe von Archäologen und Wissenschaftlern daran diese Gegend etwas näher unter die Lupe zu nehmen.
Da sich der Zugang  zu den meisten Höhlen lediglich mit Kletterausrüstung bewältigen lässt, sind auch heute noch viele Bereiche unerforscht und nur wenige Leute haben Plätze betreten die den hier einst ansässigen Zoque als rituelle Stätten dienten.
Es ist bis heute ein Rätsel wie Sie diese Höhlen, manche Zugänge sind bis zu 200m hoch, erreichten.
Allein diese 11 Tage würden einen mehrseitigen Bericht abgeben den ich mir für die Hartgesottenen unter euch aufhebe und nach meiner Rückkehr mit hoffentlich guten Dias hinterlegt zum Besten geben werde.
Es wurde im Lichte des Vollmonds geklettert, mit wildem Getier gerungen (Skorpione, Spinnen, Moskitos und Fledermäuse um nur einige zu nennen) am Lagerfeuer gesungen, von riesigen Tellern voller lecker Speisen geträumt, endlose Höhlen erforscht und deren Innenleben bestaunt (Stalagmiten, menschliche Gebeine, Tongefässe..) und sich an der umgebenden Natur erfreut.
Da die Tour erst Mitte Februar startete habe ich die bis dahin  verbleibende Zeit genutzt um  mehr von Chiapas zu sehen und weitere 2 Wochen Spanisch zu lernen, diesmal in Guatemala.
Ich habe das Motorrad in San Cristobal zurückgelassen und mich dem Erlebnis "Chicken Bus" hingegeben. So nennt man die Busse die man in Guatemala nutzt um von A nach B zu kommen und um den Adrenaliespiegel etwas zu heben. Ich glaube in Deutschland würde man diese Vehikel, die meisten haben ihren Zweck vor ca. 20 Jahren als Schulbus in den Staaten erfüllt, und ihre Fahrer Seelenverkäufer nennen. Wie dem auch sei, einer passt immer noch rein auch wenn die Ersten schon wieder aus den Fenstern herausquellen. Sämtliches Gepäck wird auf dem Dach verstaut und man signalisiert besser rechtzeitig das man beim Abspringen vom Bus auch seinen Rucksack benötigt, da man ansonsten in einer Staubwolke gehüllt dasteht und seinem Hab und Gut hinterher winkt weil der Fahrer lediglich für die hält die einsteigen, die aussteigenden Fahrgäste aber als unnötige Zeitverzögerung ansieht.
Weitere fuer unsere Verhältnisse  recht einmalige Erlebnisse gibt es in den Ortschaften an den Berghängen um San Cristobal zu sehen, allen voran ein Dorf namens San Juan Chamula.
Betritt man die Kirche fällt einem auf, dass es keinerlei  Sitzmöglichkeiten gibt, der Boden mit Kiefernnadeln ausgelegt ist und ein Meer aus hunderten von Kerzen brennt. Es findet kein Service statt, vielmehr veranstaltet hier jeder seinen eigenen Service. Dabei ist es keine Seltenheit das ein Huhn dazu dient um Jemanden von bösen Geistern zu befreien um ihm im Anschluss den Hals umzudrehen oder den Kopf vom Torso zu trennen (dem Huhn versteht sich).
Für eventuelle Nachahmungen folgende Erklärung, die Person die sich mit bösen Geistern plagt kniet nieder und eine weitere Person hält das Huhn bei den Fluegeln und reibt es über den gesamten Körper der betreffenden Person. Im Anschluss folgt die Exekution des Huhns. Dabei sollte erwähnt werden, dass das Huhn danach nicht verzehrt werden sollte, weil sonst alles umsonst war.
Auch Coca Cola gehört hier zum religiösen Alltag weil man davon aufstoßen kann und dies ebenfalls ein Weg darstellt um sich von bösen Geistern zu trennen.
Cola wird somit auf den Kirchenboden gesprenkelt und fleißig getrunken.
Hoert sich vielleicht unglaubwürdig an ist aber kein Schmarrn.
Diese Doerfer haben eine Art religiöses Oberhaupt welches auf jährlicher Basis gewählt wird.
In der Zeit als ich in San Cristobal war, kam es vor das eine religiöse Auseinandersetzung vom nennen wir ihn der Einfachheit halber Buergermeister mit einer AK 47 (Maschinengewehr)  geregelt wurde.
Vor einer Woche bekam ich eine Mail von  Hugh, der mir berichtete das es in einem Nachbardorf zu einem ähnlichen Zwischenfall kam. Andere Laender andere Sitten, was will man machen.
Die Frauen und Kinder machen groesstenteils die Arbeit und das Familienoberhaupt unterhält sich mit der Flasche.
Durchquert man Chiapas in Richtung  Norden kommt man wieder in eine Dschungelregion, die neben einigen türkisblauen Flüssen auch die Ruinen von Palenque (siehe Anhang) beheimatet, welche aufgrund der sich ihnen umgebenden Vegetation einen besonderen Reiz haben.
Pünktlich mit Ablauf meines Visas habe ich am 02. Maerz ohne Probleme die Grenze gen Guatemala mit dem Motorrad überschritten.
In Tikal habe ich mich wieder mit Paul, mit dem ich in Mexico fuer 3 Wochen gereist bin und der in der Zwischenzeit in Yucatan und Belize war, getroffen.
Nach einem freudigem Wiedersehen (siehe Anhang/dosamigos) sind wir mit Erfolg den Wärtern in Tikal entgangen und konnten somit die Nacht auf dem Tempel Nr.4 (siehe Anhang), der mit 65m das Hoechst Bauwerk darstellt, verbringen.
Auch wenn uns der  Sonnenaufgang durch eine Tiefhängende Wolkenschicht vermiest wurde, so war es doch ein Erlebnis den erwachenden Dschungel mit seiner reichen Tierwelt zu erleben. Speziell die Bruellaffen lassen einem die Schauer nur so über den Rücken laufen.
Mir kam es vor als wurde ich in einer Zoohandlung uebernachten, dies setzte sich fort als ich nach einer Dschungeltour (siehe Anhang)mit dem Motorrad in der darauf folgenden Nacht das Zelt und meinen Körper inspizierte.
Ins Zelt verirrte sich einer dieser haarigen achtbeinigen Gesellen und glaubt mir, dieses Exemplar hat sich lange nicht die Beine rasiert. Des Weiteren brauchte ich knapp 2 Stunden um mich von ach was weis ich wie vielen Zecken zu befreien.
Wie schon in Mexico, sind auch in Guatemala die Menschen überaus freundlich und hilfsbereit.
Insbesondere im gebirgigen Zentrum Guatemalas trifft man die Menschen in ihren traditionellen bunten Gewändern.
Von Antigua aus will ich weiter zum Lago (See) Atitlan und Mitte nächster Woche fahre ich gen Honduras.
Am 07. April muss ich in San Jose, der Hauptstadt von Costa Rica, sein um meine Eltern zu treffen, mit denen ich dann für die nächsten 4 Wochen reisen werde. Ach was freu ich mich die "alten" Herrschaften mal wieder zu sehen.

Zu Hause dürfte sich ja langsam der Frühling bemerkbar machen. Hier geht einem jegliches Gespür fuer die Jahreszeiten verloren. Manchmal kann einem die Wärme ganz schön auf die Ketten gehen, könnt ihr glauben, besonders in den Motorradklamotten. Aber hab ich ja selbst so gewollt.

Ich hoffe diese Mail erreicht euch alle froh und munter,
herzliche Grüsse und bis zum Nächsten mal,

Steffen

nach dieser Mail muss ich mich erstmal ausruhen (siehe Anhang/schlafdesgerechten)
 

Steffen Weber schrieb am 23.06.03:

Hier mal wieder ein paar Zeilen von der "na du hast's ja gut und überhaupt ..."- Front.

Es ist sind ja schon wieder ein paar Wochen und Kilometer unter die Räder gekommen seit meinem letzten Lebenszeichen. Ja Ja, die jute alte Zeit. Wo wir schon einmal dabei sind, am 29. Mai jährte sich mein Aufbruch zum zweiten Male. Hätte ich auch nicht gedacht das es mal soweit kommt als ich meine Koffer und das Reisefieber mich packte. Aber wie konnte ich vor Kurzem auf einer der ersten Seiten eines Buches lesen welches ich von Muttern bekam
"a person who is looking for something, doesn't travel very fast" ( eine Person welche etwas sucht, reist nicht sehr schnell) Jetzt kann und will ich nicht unbedingt von einer Suche sprechen, vielmehr von der Erfüllung eines schon lange gehegten Wunsches.
Dabei möchte ich an dieser Stelle allen Freunden und Bekannten sei es zu Hause oder auf der Reise kennen gelernt, Menschen die mir in irgendeiner Form geholfen haben sei es in moralischer oder materieller Form und besonders meiner Familie und Eltern ganz herzlich danken. Ohne euch würde ich nicht da sein wo ich im Moment bin und wäre um viele Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen ärmer. Und so lange die Räder noch rollen möchte ich den Patagonienexpress auch nicht stoppen, will sehn was der morgige
Tag bringt. Wie schnell kann die ganze Sache vorbei sein. Naja, dann geht's halt nach Hause und man kann hoffentlich zurück blicken und sagen "Na war doch schön, Jederzeit wieder".

Aber nun möchte ich erstmal meinen Aufenthaltsort preisgeben. Als nähere Hinweise folgende Worte: Janosch, der Hut , der Schneider und der Kanal. Richtig, nach ca.32000km habe ich nun Panama erreicht. Das letzte Land auf dem schmalen Verbindungsstreifen zwischen Nord und Südamerika. Viel gab es zu sehen, zu bestaunen seit ich Ende Februar Mexico verlassen habe. Sei es die Nachkommen der Mayas in Guatemala, die karibische Unterwasserwelt von Utila, das von Kriegen und Naturkatastrophen heimgesuchte Nicaragua oder das in sattem Grün zu ersticken drohende Costa Rica.
Und waren es nicht immer wieder das gleiche mulmige Gefühl und die sich in meinem Kopf stets wiederholenden Fragen beim Annaehern an eine Grenze. Am Ende verlief es jedes Mal reibungslos, natürlich nicht ohne den bürokratischen Aufwand. (eine gute Möglichkeit sich in Geduld zu üben) Keine der kursierenden Horrorszenarien spielten sich ab und im Durchschnitt war man nach einer Stunde um ein paar Dollar ärmer aber dafuer der Pass um einige Stempel reicher.

Anfang April gab es dann auch endlich das lang ersehnte Wiedersehen mit meinen Eltern. Zusammen verunsicherten wir Costa Rica, Panama und Nicaragua. Die Zeit verging mal wieder viel zu schnell und um so schwerer viel der Abschied als sie nach 4 Wochen wieder die Heimreise antraten. Mit ihrer Abreise hielt der Regen Einzug und kaum ein Tag verlief seit dem ohne für diese Jahreszeit (Winter) obligatorischen Niederschlag. Hier wird lediglich zwischen Sommer (November-April) und Winter (Mai-Oktober) unterschieden. Die nun täglichen Schauer lassen je nach Höhenlage Sauna ähnliche Zustände aufkommen. Wenn man da nicht aufpasst verwandelt sich das Hab und Gut in eine vorzüglich wachsende Schimmelpilzkultur.

Meine Kunststoffbehausung habe ich schon seit einigen Tagen gegen einen Palmwedel gedeckten Rancho direkt über dem Wasser getauscht, in dem man vom seichten Geplätscher der Wellen in den Schlaf begleitet wird. Hier auf Bastimentos, einer Insel auf der Karibikseite im Norden Panamas, habe ich erste Gehversuche in der hiesigen Hotel und Gastronomieszene gewagt. Aushilfsweise habe ich mich für Kathy und Olaf um ihre kleine Pension direkt am Wasser gekümmert, sprich Zimmer vermieten und Abends lecker koche
n. Endlich mal wieder den Campingkocher gegen eine gut sortierte Küche tauschen. Ich habe es mehr als genossen den Löffel zu schwingen und zufriedene Gesichter zu sehen die auch noch bereit waren Geld für meine Kochkünste zu zahlen. Ach war das schön.

Bis zum Ende der Woche will ich in Panama City sein um mich dort um die den Transport des Motorrades und meiner selbst nach Kolumbien zu kümmern. Die Panamericana, wie die Hauptverbindungsstrasse auch genannt wird endet ca. 80Meilen vor der kolumbianischen Grenze im Dschungel. Man spricht dabei vom Darien Gap, einer Region in die man seine Nase aufgrund ihrer Unwegsamkeit und der dort lauernden Gefahren besser nicht zu tief steckt. Schon gar nicht in der Regenzeit. Dieser hoffe ich in Südamerika entgehe
n zu können was mir sicher nicht immer gelingen wird aber mit Beginn der Andenkette in Kolumbien erstreckt sich ein weiteres Highlight meiner Reise welches einen nicht unerheblichen Einfluss auf das dortige Klima hat. Ich werde euch davon in Kenntnis setzen.


Wie schon bei der letzten Mail gibt es auch diesmal ein paar Fotos welche hauptsächlich in Costa Rica entstanden.


Ich hoffe ihr seit alle wohl auf und wünsche einen schönen Sommer der ja seit zwei Tagen offiziell ist. Und jetzt ma kein Trübsal blasen das die Tage schon wieder kürzer werden, bei mir zeigt sich die Klara seit Monaten nur noch zwischen 6:00 und 18:00 Uhr. (Hab ich aber selber so gewollt, bei mir kann jeder machen was er will)

herzliche Grüsse, Steffen
 

 

Steffen Weber schrieb am 12.08.03:

 

A la orden!

Ich haette auf die Leute hoeren sollen die mich vor Kolumbien gewarnt haben und nicht hier her kommen duerfen. Ja, Kolumbien ist gefaehrlich! Von diesem Land geht ein erhoetes Suchtpotential aus. Soll heissen, ich will garnicht mehr weg hier. Aber der Reihe nach.
Seit knapp 5 Wochen bin ich nun schon auf dem wunderbaren Kontinent Suedamerika unterwegs und meine Vermutung das mit diesem Schritt ein neuer Abschnitt meiner Reise beginnt hatte sich schon nach einer Woche bestaetigt. Vielleicht sollte ich sagen das sich eine Veraenderung fuer den Rest meines Lebens eingestellt hat. (hoffentlich) Was ist denn mit dem los werden sich jetzt vielleicht Einige fragen. Das will ich euch sagen. Vor vier Wochen bin ich aus dem erlauchten Club “Hier ist der Einaeugige Koenig” ausgetreten. Ja, Jesus ist gekommen, hat mir die Hand auf die Stirn gelegt und hat gesagt “Du bist geheilt, du kannst die Brille jetzt abnehmen”. Ok, ganz so war es dann natuerlich doch nicht. Die Wahrheit ist das ich meine Augen einer Laserkorrektur unterzogen habe. Ich kann es selbst noch nicht ganz glauben was ein kleiner Schnitt auf der obersten Hautschicht des Auges und der Geruch nach verbrannten Haaren (dieser entsteht waehrend der Behandlung) so alles bewirken kann. Endlich kein Stress mehr nach der weihnachtlichen Whiskyverkostung bei Hills (kleiner Insider), Skifahren ohne beschlagene Scheiben, aufwachen und sehen wer neben einem liegt (klar,muss nicht immer gut sein), baden gehen und ohne fremde Hilfe das eigene Handtuch wieder finden usw. usw. Letzte Woche war ich zu einer weiteren Nachuntersuchung mit dem Ergebnis, dass meine Augen die 100% Marke erreicht haben. So viel dazu.
Dafuer das ich Grossstaedten eigentlich nicht viel abgewinnen kann, fuehle ich mich doch recht wohl hier. Ein nicht unerheblicher Grund dafuer, ist die Atmosphaere im Platypus-Hostel wo ich untergekommen bin. Im Gegensatz zu anderen Laendern trennt sich bei Kolumbien unter den Reisenden ein wenig die Spreu vom Weizen und die Leute die man so trifft sind eine recht witzige Meute mit die der man eine Menge Spass hat.
Die Menschen hier sind, wie schon in den vorhergehenden Laendern, sehr freundlich, jedoch aufgrund der Geurrillasituation um so mehr erfreut das es noch “extranjeros”gibt die sich hier her wagen. Der weibliche Anteil an der Bevoelkerung ist von bestechender Schoenheit und addiert sicherlich den ein oder anderen Punkt auf der Wohlfuehlskala. Desweiteren liegt Bogota auf 2600m Hoehe und fuer angenehme Temperaturen ist somit gesorgt. Endlich wieder auf Berge steigen ohne schon beim Schuhe binden zwei Liter Fluessigkeit verloren zu haben.
Vor zwei Wochen war ich mit zwei Freunden, das wird man automatisch wenn man 5 Naechte zu dritt in einem Zweimannzelt uebernachtet, in der Sierra Nevada del Cocuy unterwegs und hatte trotz widriger Wetterbedingungen eine atemberaubende Zeit. Sicherlich keine Seltenheit bei dem Sauerstoffangebot auf 4000 bis 4700 Metern Hoehe. Ich habe ja nun doch schon einige Landschaften und Berge gesehen aber dieses Fleckchen Erde ist wie von einer anderen Welt. Endlose Taeler, tosende Wasserfaelle, schneebedeckte Berggipfel (kolumbianischer Schnee soll ja der Beste sein) und unzaehlige Bergseen mit kristallklarem Wasser. Eine wirklich schwer wieder zugebende Atmosphaere, zumal wir in der gesamten Zeit die wir in der Sierra waren lediglich eine weitere Gruppe, bestehend aus 4 Kolumbianern einer davon in Gummistiefeln (hardcore), getroffen haben. Den Interessierten unter euch kann ich bei meiner Rueckkehr hoffentlich das ein oder andere Dia zeigen. ”Hier, bitte das Dia! Oh danke! Bitte! Danke!” etc. etc.
Die Mischung aus Itamar (Israel), Pavel (russischer Englaender) und meiner Wenigkeit hat Einiges zur Voelkerverstaendigug beigetragen. Die Rucksaecke beladen mit nicht verderblichen Nahrungsmitteln und einer Flasche Scotch (zum Einreiben der mueden Knochen nach einem anstrengenden Tag versteht sich) ging es ueber Bergpaesse von einem Tal zum naechsten. Unterwegs fragte man sich natuerlich wiedermal warum man sich freiwillig solchen Strapazen aussetzt aber die Antwort liess in Form von Endorphienen nicht lange auf sich warten.
Zurueck in Bogota haben Itamar und ich uns erstmal einen Besuch beim Barber gegoennt und von geuebter Hand wurde der Gesichtspulover wieder in Form gebracht. Eine Idee die am letzten Tag der Wanderung in uns gereift ist, als wir durchnaesst bis auf die Haut und frierend, nur noch an Fichtennadelbaeder denkend, ueber Stock und Stein sind. Und es war so wie wir uns es ausgemalt hatten, mit heissen Tuechern und zarter Hand wurde dem Gestruepp zu Leibe gerueckt. Einfach goettlich!
Nachdem ich letzte Woche schon ein Jobangebot als Sprachlehrer sicher hatte und auch schon die ein oder andere Wohnung angeschaut hatte, wurde letztlich doch noch umentschieden und ab morgen rollen die Raeder wieder. Gibt ja noch so viel zu sehen weiter suedlich und zurueck kann man ja immer wieder kommen. Schwer faellt wie so oft der Abschied von lieb gewonnenen Menschen und vom Platypus, welches zu einem gemuetlichen zu Hause fuer mich geworden ist.

Noch ein Wort zu Sicherheitslage in Kolumbien, darueber kursieren ja die dollsten Dinge. Habe erst ueberlegt ob ich mich dazu aeussere oder nicht, weil sich die Eltern ja doch den ein oder anderen Gedanken machen. Aber was solls, es ist wie es ist.
Kolumbien wird ja in einem Atemzug mit Entfuehrung und Guerrilla genannt, was sicherlich auch noch so stimmt. Der Hauptkonflikt wird durch drei Gruppen gefuehrt. Das wearen die Guerrilla, bestehend aus unterschiedlichen Untergruppen, die Paramilitaers und das Militaer an sich. Die Guerrilla enstand mitte der sechziger Jahre um fuer die Misssatende der laendlichen Bevoelkerung zu kaempfen und nahm sehr schnell militaerische Zuege an, die sich in Gewaltaten selbst gegen zivile Bevoelkerungsgruppen aeussern. Sehr bald wurden Loesegeldzahlungen und Drogen-, bzw. Waffengeschaefte als lukrative Einnahmequellen entdeckt. Daran hat sich bis heute nichts geaendert.
Die Paramilitaers sind in den neunziger Jahren entstanden und haben sich, nach dem Vorbild mittelamerikanischer Todesschwadrone, zum Ziel gesetzt die Guerrilla militaerisch zu besiegen. Dabei wird vor allem die Zivilbevoelkerung massakriert, die sie als “soziale Basis” der Guerrilla angesehen wird.
Das Militaer bekaempft angeblich beide Gruppierungen aber man hoert immer wieder, dass die Paramilitaers von Seiten des Militaers Narrenfreiheit haben.
Eine vierte Gruppe bilden die Narcotraficantes, bekannt geworden durch das Medellin-Kartell unter Pablo Escobar. Nach desem Tod 1993, uebernahm das Cali-Kartell die groesseren Marktanteile, welches aber 1995/96 zerschlagen wurde. Die Nachfolger beider Kartelle bilden aufsteigende Jungunternehmer die dafuer sorgen das weiterhin mehr als die Haelfte des internationalen Kokainhandels von Kolumbien aus organisiert wird.
Anschlaege, Gewalttaten, Massaker, Erschiessungen und Entfuehrungen sind weiterhin an der Tagesordnung und gehoeren hier zum Alltag. Als Tourist ohne besonderen Personenstatus und ohne dickes Konto ist man aber eigentlich relativ sicher. Ich habe schon von vielen Reisenden gehoert, dass sie von einer der oben genannten Gruppen kontrolliert worden sind. Dabei wird der Pass kontrolliert, nach dem woher und wohin gefragt und das wars auch schon. Es soll schon vorgekommen sein, dass Israelis in die Camps geladen wurden um zu demonstrieren wie gewisse Waffentypen, die aus Israel stammen, gewartet werden.
Was die “normale” Kriminalitaet betrifft, die ist hier an der Tagesordnung wie woanders auch, stellt aber kein Kolumbien spezifisches Problem da, sondern kann einem ueberall wiederfahren. Man sollte halt moeglichst nicht Nachts fahren und die Einheimischen fragen wie die Situation in den Gebieten ist in die man reisen will. Selbstverstaendlich gibt es rote Zonen auf der Landkarte aber da man diese kennt, steckt man seine Nase da auch nicht rein.
Ich habe einen englishen Fotografen kennengelernt, der schon seit zwei Jahren an einem Fotoband ueber die Konfliktsituation in Kolumbien arbeitet. Auf seiner Webside: www.conflictpics.co.uk hat er einige Fotos veroeffentlicht die seit Beginn seiner Arbeit entstanden sind.
Persoenlich kann ich nur empfehlen dieses Land zu bereisen und von jedem Reisenden den ich getroffen habe, wurde dies bestaetigt.
Ich habe jetzt noch knapp 4 Wochen bevor ich das Land verlassen muss, da meine 60 Tage Aufenthalt ablaufen. Die naechste mail mit grosser Wahrscheinlichkeit aus Ecuador kommen.

Bis dahin, seit wie immer herzlichst gegruesst,

Steffen
 

 

 

 

Steffen Weber schrieb am 23.09.03:

Knapp vier Wochen nachdem ich mich das letzte Mal gemeldet habe, schreibe ich von nun an von der Suedhalbkugel. Vor drei Wochen habe ich Kolumbien verlassen und es ist mir nicht gerade leicht gefallen. Zuvor habe ich mir aber noch die Gegend um San Augustin angeschaut. Dieser Ort in der Cordillera Central liegt malerisch eingerahmt von gruenen Berghaengen und mit 1800m bietet sich einem ein sehr angenehmes Klima. Bekannt geworden ist San Augustin durch sein archeologische Umfeld, welches  zum von der Unesco ernannten Weltkulturerbe gehoert. Es ist mir vorher noch nie passiert, dass ich die Moeglichkeit hatte so eine Anlage ganz allein zu erkunden. Aber die Schreckensmeldungen ueber die in den umliegenden Bergen lebende Guerrilla laesst die Touristenstrroeme ausbleiben was aber wie immer heisser gekocht wird als man letztlich isst.
Nach genau zwei Monaten verlasse ich Kolumbien mit einer Traene im Reissverschluss (meiner Motorradjacke ermangelt es an Knopfloechern) und mit dem Wunsch Land und Leute in der Zukunft nochmals zu besuchen.
In Ecuador habe ich meine erste Nacht auf dem Gelaende des Zoll gezeltet, weil das Buero mit dem benoetigten Stempel fuers Moped schon zu hatte. Ich sollte vielleicht erwaehnen, dass ich am spaeten Nachmittag dort auftauchte und nicht in tiefster Nacht. Ja und dieses Buero befindet sich nicht etwa an der Grenze sondern man muss von einem Grenzbeamten begleitet in die naechste Stadt fahren um sich dort die ersehnte amtliche Beglaubigung in den Pass druecken zu lassen. Zum Glueck ist mein Soziussitz mit Gepaeck voll geladen so das der freundliche Herr sein eigenes Fahrzeug benutzen durfte, sonst haette ich ihn auch noch zurueck zur Grenze bringen muessen.
Es waere ja auch zu einfach den Stempel an der Grenze zu haben und ausserdem wuerde man damit die ecuadorianischen Zollbeamten um die Moeglichkeit bringen hin und wieder einen Motorradausflug ins Staedchen machen zu duerfen. Ach wie ich diese logischen und klaren Regelungen liebe.
Kurz vor Quito habe ich dann den Aequator ueberquert und die noerdliche Hemisphere hinter mir gelassen. Von nun an geht es praktisch nur noch bergab und in Kuerze wird es wohl so sein das die Fuesse oben und der Kopf unten sind.
Das Zentrum Ecuadors ist gepraegt von den Anden und schon bald hatte ich meinen ersten 4000'er Pass mit dem Moped erklommen. Was man sich in den Alpen muehsam erarbeiten muss, faehrt man hier mal eben in ein paar Minuten.
Schneebedeckte Vulkane, wie z.B. der Cotopaxi,  bilden eine eindrucksvolle Kulisse und zusammen mit der indigenen Bevoelkerung eine fuer Ecuador eigene Atmosphaere. Waren es im Sueden von Mexico und in Guatemala die Nachfahren der Mayas die die Bevoelkerung gepraegt haben, so sind es in Ecuador, Peru und Bolivien die Incas, deren Spuren sich in den Menschen wieder finden und mit Quichua haben sie sich sogar die urspruengliche Sprache bewahrt. Diese wird neben Spanish von den Meisten hier gesprochen.
Um nicht zu sehr aufzufallen, habe ich mir eine Frau gemietet die hundert Meter hinter mir her geht, mit einem Kopftuch und zwei Einkaufstueten wo Poreé rauskugt.
Haelt man hier und da mal an, finden sich immer Leute die wissbegierig nachdem woher und wohin fragen und wie lange man denn von Deutschland bis nach Ecuador faehrt.
Da werden Haende geschuettelt, viel Glueck gewuenscht und geaeussert das es doch scheon war das ich angehalten habe. Dann begibt man sich wieder in den Sattel und faehrt mit einem Grinsen davon, weil einen diese Herzlichkeit mal wieder ueberwaeltigt hat.
Da ich die Kueste und die Dschungelregion im Osten Ecuadors bewusst ausgelassen habe und Ecuador mit 300.000 qm lediglich ein Viertel der Groesse von Kolumbien aufweisst, bin ich auch schon im Sueden des Landes angelangt und werde in ein paar Tagen in Peru einreisen.
Von dort aus kann ich dann vielleicht schon erste Ergebnisse ueber meine Studie veroeffentlichen  in welche Richtung die Toilette auf der Suedhalbkugel denn nun abfliesst.

Hasta luego und herzliche Gruesse,

Steffen

PS. An Bildern ermangelt es diesmal, aber ich moechte euch mal an einem Beispiel aufzeigen, was man denn so als Reisender geschickt bekommt wenn man erst lange genug von zu Hause weg ist. (Copyrights by Bernahrd, Elke, Franz und Werner)


 

 

  Steffen Weber schrieb am 12.11.03:

 

Guten Tach!


Deutschland ein Wintermärchen. Nun steht die Glühwein und Bratapfelzeit wieder vor der Tür und damit ihr euch an den langen Winterabenden nicht langweilt (oder damit ihr euch langweilt) dachte ich mir es ist mal wieder Zeit für Lesestoff.
Ich tue es weiterhin den Vögeln gleich und ziehe mit dem Sommer stetig gen Süden.
Obwohl Sommer auf der Südhalbkugel nicht zwingend mit sommerlichen Temperaturen gleich zu setzen ist. Seit gut einer Woche in Bolivien, werde ich in den nächsten Tagen auf dem Altiplano unterwegs sein, der andienen Hochebene. Nun kann ich mir auch endlich die Frage beantworten  warum ich denn schon seit Monaten die Futter für Motorradjacke und -hose mir herumschleppe, habe ich sie doch das letzte mal in Canada genutzt.
Die letzten sechs Wochen habe ich in Peru verbracht und dabei ca. 5000 Kilometer zurückgelegt. Die Begeisterung für dieses Land hielt sich zwischenzeitlich etwas in Grenzen. Aber dazu sollte ich vielleicht etwas konkreter werden. Ich denke mir, dass sich durch das eigene Transportmittel eine andere Sichtweise auf Land und Leute ergibt. Man hat jeden Kilometer von Nord nach Süd unter die Augen genommen und dies nicht nur auf der "Touristenroute". Ich habe es so oft wie möglich vermieden die Panamericana entlang der Küste zu fahren, da diese an Eintönigkeit kaum zu überbieten ist. Anfangs sicherlich faszinierend, wenn man sich vorstellt das sich diese Tristesse, die kurz hinter der Grenze zu Ecuador beginnt und sich bis nach Nordchile fortsetzt, über tausende Kilometer ein immer gleiches Bild liefert. Na das ist nicht ganz richtig, der Müll neben der Strasse sorgt des Öfteren für eine farbenfrohe Abwechslung und die Ausweichmanöver, hervorgerufen durch aus Fahrzeugen geworfenen Flaschen lassen keine Langeweile aufkommen.
Ich habe herausgefunden das nicht nur Cocablätter das Hungergefühl verringern, auch Fischmehlfabriken erzielen ähnliche Wirkung. Desweiteren muss man sich über Sonnenbrand am Morgen an der peruanischen Küste keine Sorgen machen, da sie bis zu den Mittagsstunden in Nebel gehüllt ist.
Eine vorher nicht erlebte Agressivitaet ging von einigen Leuten aus die man entlang des Weges traf. Dies zeigte sich hauptsächlich in ihrem Auftreten, oft waren da Blicke und Gesten zu sehen, die nicht sehr einladend wirkten. Gepaart mit der weit verbreiteten Lethargie ergab sich dadurch eine gänzlich neue Atmosphäre. Eine gewisse Cleverness haben die Menschen bei der Entsorgung  des Mülls entwickelt. Wenn man alles in den Fluss wirft, dann verschwindet der Müll von selbst. Leider führen in vielen Regionen die Flüsse nur wenig Wasser und es gibt immer noch ein Dorf welches höher angesiedelt ist.
Am Ende Gepflogenheiten die man entlang des Weges schon in anderen Ländern gesehen hat, jedoch tritt in Peru vieles davon geballt auf.
Jetzt aber genug der Nörgelei, ich will natürlich nicht nur meckern aber das Negative muss halt mal raus, sonst kaut man da ewig drauf herum. Auch will ich potentielle Perureisende nicht davor abschrecken dieses Land zu bereisen, gibt es doch auch sehr viel Schönes hier zu sehen. Das Beste ist immer noch sich selbst ein Bild vor Ort zu malen. "Nimm den Stift, mal etwas!"

Ich musste mal wieder feststellen das die Suche nach einer geeigneten Stelle fuer das Zelt die schönsten Begegnungen hervorbringt. Neben vielen Privatpersonen will ich an dieser Stelle mal der peruanischen Polizei ein Lob aussprechen. Nicht nur das Fahren entgegen der vorgeschriebenen Richtung mit Geleitschutz wird durch sie ermöglicht, nein auch servieren sie gute deutsche Küche. Dazu folgende Erläuterung, die Frage nach einem sicheren Platz zum zelten wurde von einer Polizeistreife mit dem Verweis auf die naheliegende Polizeistation beantwortet. Na warum nicht? Als ich mich am nächsten Morgen gegen 6:00 aus dem Schlafsack pellte und vor die Tür trat, war einer der Polizeichefs incl. 4 seiner Untergebenen schon rund wie die Buslenker, sprich sie waren fleißig am saufen. Sie wünschten mir einen guten Morgen und reichten mir ein Bier mit den Worten "desayuno aleman" (deutsches Frühstück). Es hat mich eine Weile gekostet die Gesetzeshüter davon zu überzeugen das sich Motorradfahren und Biergenuss nicht sonderlich vertragen. Irgendwann sahen sie das auch ein und wünschten mir gute Fahrt.

Eine grandiose Berglandschaft findet man im Zentrum Perus. Die Cordillera Blanca bietet mit ihren Sechstausendern eine atemberaubende Kulisse. Auf 20km reihen sich nicht weniger als 50 schneebedeckte Gipfel die alle höher als 5700m liegen. Dabei ist der Huascaràn mit 6768m der höchste Gipfel der Cordillera und auch Perus.
Weiter gen Süden kommt man an den von der Dresdnerin Maria Reiche erforschten Linien von Nazca vorbei, welche man sich am Besten aus der Vogelperspektive mit Hilfe eines Flugzeugs anschaut. Es handelt sich dabei um Bodenzeichnungen riesigen Ausmaßes um die sich viele Spekulationen ranken wie sie denn angelegt wurden und zu welchem Zwecke. Die geringen Niederschlagsmengen in dieser Gegend sorgten dafür, dass diese, Schätzungen zur Folge, bis zu 2000 Jahre alten Linien so gut erhalten blieben.
Von Nazca aus ging es zum "Nabel der Welt". So die Bezeichnung der Inkas für ihre Hauptstadt Cusco von wo aus das Inkaimperium bis zum Einfall der Spanier 1533 regiert wurde. Haben die damaligen Besatzer viel getan um die einst herrschende Kultur vergessen zu machen, so gibt es in und um Cusco doch noch viele Zeitzeugen aus vergangenen Tagen. Gerade alte Ruinen und Zeremonialstätten faszinieren durch ihre perfekt ineinander gesetzten Steinblöcke die, ganz im Gegensatz zur Architektur der Spanier, so manchem Erdbeben trotzten. Für viele Perureisende sicherlich ein Highlight, ist die Ruinenanlage von Machu Pichu welche majestätisch auf einem Bergrücken thront.
In Cusco wurde noch ein Servicestop für meinen treuen Begleiter gemacht. Mit neuen Reifen, Radlagern, Bremsklötzen, Kolben incl. Kolbenringe kann ich nun hoffentlich weiter sorgenfrei neue Landstriche erkunden.

Um dies zu testen habe ich eine sehr sympathische Irin als Sozius auserkoren und zusammen wurde der Colca Canyon bereist. Diese Schlucht liegt in der Nähe von Arequipa und besticht durch seine Tiefe und den Fakt, dass man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit den größten Raubvogel der Erde, den Kondor, beobachten kann. Mit bis zu 3m Flügelspannweite zieht er majestätisch seine Kreise in den thermischen Winden die aus der über 3 km tiefen Schlucht aufsteigen.
Von Geraldine trennte ich mich mit dem gemeinsamen Versprechen sich in Dublin auf ein Guinness zu treffen und die Räder rollten von nun an gen Bolivien.

Speziell der Sueden Perus mit den erwähnten Sehenswürdigkeiten ist sehr stark von Touristen belagert und ich war mehr als einmal froh mein eigenes Transportmittel zu haben. Da setzt man sich dann drauf und fährt wann man will, wohin man will und manchmal auch mit wem man will. Durch das Vorhandensein von Zelt und Kocher muss man auch nicht immer bewohnte Gebiete ansteuer, sondern ist bei der Wahl des Nachtlagers recht flexibel. Ein Luxus den ich wirklich nicht missen möchte.

Die Grenze nach Bolivien wurde natürlich nicht überschritten ohne vorher am Titcacasee zu halten. Auf ca. 4000m gelegen ist er der höchste schiffbare See der Erde auf dem man die strickenden Männer der Insel Taquile oder die schwimmenden Schilfinseln der Uros besichtigen kann. Man kann aber auch deutsche Volksweisen von sich geben. Und für diejenigen unter euch, die sich diese Binnengewässer in die heimische Wohnstube holen wollen hier der Refrain:

"Die Vögelein, die Vögelein vom Titicacasee,
die heben, wenn die Sonne lacht, das Schwänzchen in die Höh'.
Ach Mägdelein, ach Mägdelein, wenn ich Dich vor mir seh,
wär ich so gern ein Vögelein vom Titicacasee."


War die Luft in Bolivien vor ein paar Wochen noch mit Steinen und Tränengas durchsetzt, so ist nach dem Präsidentenwechsel erstmal wieder Ruhe eingekehrt und der Einreise waren somit keine Steine mehr in den Weg gelegt. Die Opposition hat eine 90 Tagefrist ausgesprochen in der erstmal keine weiteren Proteste stattfinden sollen. Ich habe mir sagen lassen, dass danach der Karneval erfolgt und da sind die Festivitäten natürlich wichtiger als Straßenblockaden. Man rechnet im März-April somit wieder für die nächsten Unruhen. Aber bis dahin werde ich Bolivien auf jeden Fall hinter mir gelassen und  euch über weitere Begebenheiten auf der Südhalbkugel in Kenntnis gesetzt haben.




Wie immer herzliche Gruesse und ich hoffe das diese mail einen Jeden von euch bei bester Gesundheit erreicht.

hasta luego, Steffen

 

 
Steffen Weber schrieb am 26.12.04:

Liebe Gemeinde,

ohne viele Worte der Reue auf mich zu nehmen, will ich euch noch heimlich
einen Weihnachtsgruss unterjubeln.

Darüber das ich mich bei vielen schon fast ein Jahr nicht gemeldet habe
will ich mich jetzt gar nicht äußern. (Ich werde Buße tun)
Ich hoffe ihr seit alle wohl auf und habt die Gans gut verdaut. Wollen wir
sie nur schnell essen, die fetten Jahre sollen ja vorbei sein. (sagt man
jedenfalls)
Nachdem ich mich so an das kopfüber leben gewöhnt hatte, habe mich
entschieden noch ein wenig auf der Südhalbkugel zu verweilen. Ich wohne
seit sechs Monaten in Neuseeland, genauer gesagt in Auckland. "life is good,
lots of lamb"

Ich wünsche euch noch schöne Feiertage und ein befriedigendes 2005 in dem
ich den ein oder anderen hoffentlich bei bester Gesundheit wieder sehen
werde.

Vielen Dank für die vielen und lieben Mails Ende November (ihr wisst schon,
eine Frau spricht nicht gern über ihr Alter) und die Weihnachtsgrüsse.

liebe Grüsse, Steffen
 

 

 

 

 

Steffen Weber schrieb am 29.12.04:

 

Hallo zusammen,

wahrscheinlich haben sich einige schon gefragt ob ich sie aus meinem
Mail-Verteiler genommen habe, oder haben erleichtert auf geatmet aufgrund
der Vermutung das ich dies getan hätte. Aber weit gefehlt, des Pudels Kern
ist das ich seit Januar keine weiteren Berichte mehr geschrieben habe.
Und da das schlechte Gewissen am Ende droht Überhand zu nehmen soll nun
doch noch einer folgen.
Ging aber auch besonders schnell rum, das Jahr

Letzter Stand war denke ich meine Einreise nach Argentinien vor genau einem
Jahr.

Wenn dies auch schon das letzte Land war auf der Reise gen Süden, so waren
es dennoch einige tausende Kilometer die mich noch von Feuerland trennten.
Auch jetzt, nachdem  fast ein Jahr vergangen ist, hat der Name Feuerland
nichts an seiner Anziehungskraft und Reizen verloren. Für viele Reisende
ein Ort dessen Namen etwas magisches anhaftet.
Final Destination ? Wendepunkt?
Aber bis dahin, wie schon erwähnt, sollten erst noch einige Kilometer
abgespult werden. Auf dem Weg nach Süden habe ich mich hauptsächlich auf
der "Routa 40" bewegt. Die Strasse, die von Norden, der Grenze zu Bolivien,
entlang der Anden bis nach Ushuaia, südlichster Stadt der Welt,
verläuft.
Für die letzte Etappe hatte sich Ralf, welcher im Mai 2001 schon zu Beginn
der Reise dabei war, angemeldet. Wir kauften ein zweites Motorrad in San
Juan und seit langer Zeit hatte ich mal wieder einen Reisebegleiter.

Ich werde sehr oft gefragt wie ich denn so alleine reisen könnte. Ich
müsste lügen wenn ich antworte das dies immer schön ist. Sicher gibt es
Momente in denen man sich wünscht den Augenblick, je nach dem, Leid oder
Freude,  mit jemandem zu teilen.
Aber den Zeitpunkt des Aufbruchs wollte ich nicht auf unbestimmte Zeit
verschieben aufgrund des Fehlens eines geeigneten Reisepartners. Wie viel
Leute sitzen jetzt noch und kommen nicht los?

Auch konnte ich am Anfang der Reise keinerlei Angaben zur Dauer der
Unternehmung machen. Kann ich es heute? Wichtig war nicht das wie lange,
wichtig war es den ersten Schritt zu machen. Es war durchaus die
Wahrscheinlichkeit gegeben die Sache nach drei Monaten aufgrund der zu
großen Sehnsucht nach, sagen wir mal, Thüringer Rostbratwurst mit
Born-Senf, wieder zu beenden.
Naja, aber wenigstens wieder um eine Erfahrung reicher. Nämlich das es in
Kanada nun mal keinen Born-Senf gibt.

Wichtig für mich war auch, Feuerland nicht als goldnes Kalb zu sehen was es
nun gilt zu schlachten. Vielmehr galt es die Möglichkeit zu nutzen sich
Zeit zu nehmen um ein Land naher kennen zu lernen und somit intensiver zu
reisen. Wären die Gründe aufgetaucht die Tour vorzeitig zu beenden, sollte
wenigstens der Blick zurück einer gewesen sein der so wenig wie möglich
von Reue gezeichnet ist.

Durch Ralf's Anwesenheit machte ich auch die Erfahrung das man als
Motorradfahrer ganz schön viel Staub schluckt wenn man derjenige ist der
hinten fährt. Jedoch die Vorfreude diesen bei einem Abend am Lagerfeuer mit
gegrilltem Lamm oder Rind und einem guten "Roten" hinunter zu spülen machte
die Sache sehr erträglich. Und was soll ich sagen, in Argentinien können
viele Strassen verdammt staubig sein.

Aber es wurde nicht nur gefahren um pünktlich an der nächsten
Asado-Station zu sein, nein es gab auch wieder überwältigende Natur zu
bestaunen. Wie schon in vorangegangenen Mails kann ich auch jetzt nur wieder
auf einen hoffentlich stattfindenden Dia-Vortrag verweisen um diese
Naturschoenheiten anhand von Fotos annähernd zu beschreiben. Für solche
Dinge wie den Moreno Gletscher, den Nationalpark "Torres del Paine", die
Bergsilouette um den Fitz Roy, das windgepeitschte Patagonien, Buenos Aires
mit seinen Frauen, den schönsten Himmel meiner Reise, den wetter gegerbten
Gesichtern der Gauchos usw. kann man nur schlecht Worte finden.

Es viel schon kurz der Begriff Asado. Ähnlich wie schon Feuerland ruft auch
dieses Wort gerade bei Argentinienreisenden jetzt nicht unbedingt leuchtende
Augen hervor aber unkontrollierbarer Speichelfluss ist nichts
ungewöhnliches. Das liegt daran das es sich bei dem Wort Asado um die
Zubereitung von Fleisch auf einem Holzgrill handelt. Nun ist es nicht nur so
das Argentinien für die Qualität seiner Rinder und Schafe bekannt ist,
nein die Argentinier wissen auch dieses Fleisch auf gekonnte Art und Weise
zu zubereiten.

Ein weiterer landestypischer Brauch dem ich verfallen bin ist das Mate
trinken. Beim Mate handelt es sich um einen Tee den die Argentinier
vornehmlich aus einem getrockneten Kürbis, der Kallebase, mit Hilfe eines
Strohhalms, der Bombilla, trinken. "Alle Räder stehen still wenn es denn
der Matezubereiter will!" Will sagen das der Brauch des Mate trinkens einen
hohen gesellschaftlichen Stellenwert hat. Wird ein Mate gebrüht, wird sich
für eine kurze Pause getroffen wobei es lediglich ein Gefäß gibt welches
frisch gefüllt immer weiter gereicht wird. Viele Freundschaften und
Bekanntschaften wurden bei einem Mate geschlossen.
Wie viele Liter Ralf und ich letztlich getrunken hatten bevor wir auf
"Tierra del Fuego" ankamen kann ich nicht sagen aber es waren nicht wenige.

Es gibt sicher einige Reisende die den ganzen Rummel um Feuerland nicht
nachvollziehen können. Für mich hatte es jedoch nun schon seit Jahren eine
gewisse Anziehungskraft die mit den letzten Kilometern immer stärker wurde.
Lediglich die Magellanstrasse galt es noch zu überwinden.
Immer öfter hatte ich mich in diesen Tagen dabei erwischt mir ins
Bewusstsein zu rufen das ich ja in den letzten drei Jahren von Alaska bis
hier runter gefahren bin. Ich muss den Gedankenvorgang dann immer abbrechen,
da sich nach einer Weile die Bilder zu überschlagen drohen.
Auf den letzten Kilometern nach Ushuaia musste ich feststellen wie sehr sich
doch der Anfang und das Ende des Kontinents gleichen. Berge, raue See,
staubige Strassen, die Bauweise der Häuser, vieles erinnerte an Alaska.

Die Attraktivität der Insel und ihrer Bewohner(innen) liess mich am Ende
zwei Monate am so genannten "el fin del mundo", dem Ende der Welt verweilen.
Drei Wochen davon verbrachte ich auf der Estancia Haberton (Anhang) zusammen
mit 7 Biologie Studentinnen. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich fange
bei dem Gedanken daran immer noch das krähen an. ( zwecks Hahn und so, ihr
wisst schon was ich meine)
Es gab aber auch noch einen weiteren Grund für diese Zeitspanne. Mein Pass
war auf Heimaturlaub und wartete auf der neuseeländischen Botschaft in
Berlin darauf Freundschaft mit einem "working-holiday"-Visa zu schließen.

Der südlichste Ort meiner Reise und die leere Reisekasse liessen guten Rat
teuer werden. Oder sollte ich besser sagen "gutes Rad teuer", denn die Honda
wollte ja auch transportiert werden. Aber dazu später.

Der Erhalt des Visas wurde von meiner Schwester mit den Worten quittiert das
ich ja das Glücksschwein gebumst hätte. Verzeiht die Wortwahl.

Somit war der weitere Reiseverlauf bestimmt. Galt es lediglich noch von
Ushuaia in die Hauptstadt Buenos Aires zu fahren. Das ist ungefähr die
Wegstrecke von Lissabon nach Moskau wobei es darum ging diese 4000 Kilometer
eher früher als später zu bewältigen da sich das Wetter schon merklich
abkühlte.

Mit ziemlicher Schräglage und langen Unterhosen versuchte ich dem
patagonischen Wind ,der unentwegt, und ich meine unentwegt, sein Lied pfiff,
entgegen zu treten.
Auf der einsamen Fahrt durch unbesiedeltes Weideland, welches durch den Wind
aufgepeitscht wie ein gold farbenes Meer erschien, von einem nicht enden
wollenden Himmel umgeben und die Staubfahne im Rückspiegel betrachtend,
kamen mir sehr viele Momente meiner Reise in Erinnerung. Die Monotonie
dieser Gegend war schon wieder so faszinierend das sie traumhaft schön
wurde.

Buenos Aires war nicht nur Ziel um von dort Argentinien zu verlassen,
sondern auch ein Ort wo ich viele, mir lieb gewonnene, Menschen wieder sehen
sollte. Es waren noch einmal sechs schöne Wochen die ich dort verbrachte
bevor letztlich am 24.06. das Flugzeug mit mir und dem Motorrad im
Kofferraum gen Neuseeland abhob.
Nach 37 Monaten und 60.000 Kilometern hieß es Abschied nehmen von diesem
(         selbst ausfüllen           ) Kontinent.

Die Frage nachdem wie denn so eine Reise war ist sowohl ganz einfach wie
auch sehr schwierig zu beantworten.
Gebt mir bitte noch Zeit mit der Antwort.

Das Kapitel über Neuseeland will ich nur kurz anreißen damit noch was für
die nächste Mail übrig bleibt. Nur soviel, ich bin in Auckland angekommen
und kam erstmal bei den Eltern eines Freundes unter. Zwei Wochen später
fing ich an als Zimmermann zu arbeiten was auch im Moment noch so ist.
Die letzten fünf Wochen hatte ich meine Eltern zu Besuch und mit ihnen
zusammen auch das erste mal Gelegenheit mehr vom Land zu sehen. Das letzte
Treffen war im April 2003 in Mittelamerika und das Wiedersehen somit recht
freudig.
Gerade das Verhältnis zu meinen Eltern ist Aufgrund der Entfernung die uns
trennt noch enger geworden. Ohne ihren Rückhalt und das Wissen immer einen
Anlaufpunkt zu haben wäre die Reise sicher nicht ganz so einfach. Aber auch
bei allen Freunden und Reisebekanntschaften möchte ich mich herzlich
bedanken, für die schönen Momente zusammen und die Bestätigung meines
Tun's durch die vielen Mails.


Ich wünsche euch allen alles Gute für 2005!




Steffen

 

 

 

 

 

 
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