Hallo
Kapatenwilli und Freunde
vom 26.April bis 3.Mai haben wir (eine bunt
gewürfelte Truppe aus Sachsen und Thüringen) eine wunderschöne Tour durchs
Trascauer Gebirge gemacht.
Da ich Dir noch etwas schulde (Höhlenplan der Tauschoare - 2000) und auch
andere von den Freuden profitieren sollen, hier einige Infos.
Vorab sei bemerkt, daß ich seit 1983 mindestens jedes zweite Jahr in
diesem Lande weile, die Natur aber nur in den Sommermonaten kenne. Die
Karstlandschaften sind dann sonnenverbrannt und es findet sich kein grünes
Hälmchen. Umso empfehlenswerter ist auch mal eine Tour im späten Frühjahr.
Die Vegetation ist teilweise noch im Winterschlaf, teilweise 14 Tage
weiter als bei uns.
Die Fahrkarte kostete übrigens 135 Euro (80% Gruppenrabatt) und der Zug
war leer, so daß wir jeweils zu zweit in einem Abteil schlafen konnten.
Zur Route:
1.Tag Zugfahrt bis Prag und umsteigen
2.Tag Ankunft in Alba Iulia (Problem Geld wechseln-Hotels und
Wechselstuben geschlossen wegen Ostern). Das war übrigens das erste mal,
daß wir in einem Jahr 2x Ostern feierten).
Schlafen in Costels Wohnung (alter Bekannter -natürlich mit leckerer
Fleckensuppe und reichlich Tsuika)
3.Tag Costel
engagiert einen Kleinbus, und wir werden über Galda de Jos nach Cetea
gefahren. Nach weiterem reichlichen Tsuika und Apfelweinproben bei seiner
Mutter liefen (oder besser wankten) wir in die Schlucht. Die Römischen
Bäder sind zu dieser Zeit (zumindest mit Gepäck und ohne Neoprenausrüstung)
noch nicht zu durchwandern. Die Eisenleitern sehen übrigens auch nicht
sehr vertrauenerwckend aus. Aber der obere Weg bietet auch sehr schöne
Aussichten.
Die Anstiege sind für den mittleren Wander und mit 25kg Gepäck mäßig bis
anstrengend. Umso schöner der Abstieg nach Cabana Rimetsa. Zum Glück war
sogar eine Gaststätte (Bretterbude trifft es eher) geöffnet, sodaß wir bei
angenehmen Gesprächen und Getränken den mittlerweile einsetzenden Regen
überstanden. Vom ehemaligen Zeltplatz ist leider nichts mehr übrig. Das
Datschentum hat das Tal erfaßt, und wir nächtigten gegen 200000 Lei
auf einer Wiese an einem der letzten Häuser des Ortes (Büffelmilch gab es
gratis).
4.Tag Empfehlenswert ist die (Bach-)Wanderung
durch die Klamm. Leider konnte ich meine Kameraden dafür nicht begeistern
und mußte die ca. 2 - 3km alleine gehen. Das Wasser war entgegen aller
Prophezeiungen von "Profis" nur an zwei Stellen ca. hüfthoch (gemessen für
mich als 1,80m Mann). Diesen Weg sollte man (auch im Sommer oder Herbst)
nur mit Bergstiefeln oder Neoprenschuhen begehen (ca. 1-1,5km reine
Flußwaterei mit schlierigen Steinen!!! Die angebrachten Drahtseile sollte
man besser nicht benutzen. Besonders beeindruckend war die Turtelei von
drei Pärchen Wasseramseln, die ich ansonsten als sehr scheu kenne... und
die reiche Vogelwelt bis zum Eisvogel.
Nach 2-3km treffen sich der Klammweg (c. 1h) und der obere Weg (ca.
2h-anstrengend). Weiter geht es in schönen Tälern, mit typischen (leider
verlassenen) Häusern und leichtem Anstieg. Auf den letzten 2/3km bis
Bradeschti gipfelt der Pfad allerdings in ununterbrochenen Steilanstiegen
(sehr anstrengend), weshalb dem Rucksack Schläge und andere schlimme Dinge
angeboten wurden. Der Lohn für die Kraxelei ist dafür auf dem Sattel ein
Magazin Mixt. Gemeinerweise war geschlossen, nur in den mit einem
Eisengitter versehenen Bierkeller war ein Blick zu werfen. :-((( Doch
welch Freude, mehrere abenteuerlich aussehende Bergbewohner versicherten
uns, daß gewiß bald JEMAND kommt... Naja, wir richteten uns also auf
längere Wartezeiten ein. Doch schon nach einer Stunde erschien eine Dame
(das meine ich ehrlich) und wir waren gerettet. Ein (ich glaub es waren
mehrere) gutes Ursus half(en) uns über die Strapazen hinweg. Insofern
(vgl. Bemerkung auf Deiner HP) erkannten wir uns als Selbsthilfegruppe,
die, selbstverständlich auf Entzug, nur zu Testzwecken besagte goldgelbe
Brühe tranken und sicherheitshalber für den Talabstieg noch einige
Flaschen nebst sicherem Tsuika-Vorrat einpackten.
Nach ca. 2km Abstieg ins Tal bieten sich herrliche Schlafgelegenheiten am
munteren Bächlein. Nur für die Beschaffung von Feuerholz sollte man wieder
100m Anstiege einplanen.
5.Tag Bei herrlichem Sonnenschein und vorbei an einem urtümlichen Dorf
gelangten wir auf den Paß (Kreuzpaß) von dem man einen herrlichen Blick
auf die z.T. noch schneebedeckten Berge hat Vf. Muntele Mare, Vf. Piatra
Groschilor). Der Abstieg zur Peschtera Huda lui Papara gestaltet sich
relativ einfach. Die H. lui P. (ehemals Schauhöhle) ist im Eingangsbereich
(ca. 150m) einfach zu besichtigen. Danach (bis ca. 1,5km) sollten
Neopren-Schuhe dabei sein. Allerdings gibt es bis auf eine Miniaturkaskade
mit Sinterbecken im rechten Teil keine nennenswerten Sinterbildungen. Der
hintere Teil wird schwierig. eine Begehung ist mindestens zu zweit und mit
Seilsicherung empfehlenswert!
Der weitere Weg bis Saltschiua gestaltet sich sehr einfach, wobei auch
hier interessante Brückenkonstruktionen (verschimmelte und bemoste
Baumstämme [eher dürre Äste]) die Nerven arg strapazieren. In Saltschiua
gab es (Gott sei Dank) wieder einige Erfrischungen ...
Recht anstrengend (ca. 250 Höhenmeter) ist der undefinierbare (schwer
erkennbare) Pfad zum Hochplateau "Zu den zwei Quellen". Allerdings wird
man mit einer wunderschönen Aussicht reichlich entschädigt. Hier sind auch
Kletterpfade neu erschlossen...
6.Tag Der nun folgende Aufstieg ist nur mit allen Wassern
gewaschenen Wanderern zu empfehlen (extrem anstrengend). Auf einer zu
bewältigenden Höhendifferenz von ca. 650m verläuft ein sehr schmaler,
steiniger und geröllübersähter Pfad, der in dieser Jahreszeit noch von
Buchenlaub bedeckt ist. Jeder Schritt muß also 2x geprüft werden. Ein
Absturz in tiefere Regionen bedeutet mindestens BÖSES (aber eher den Tod).
Vorbei an der Peschtera Zmeilor kommt man zum Kamm und entdeckt eine
faszinierende Blumenwelt:
Schneeglöckchen, Leberblümchen, Buschwindröschen, Sumpfdotterblumen,
Blausterne, Maiglöckchen, Bärlauch, Hundszahn u.a. Jeder Schritt fällt
schwer, denn einige Blumen müssen daran glauben :-(((
Der Abstieg nach Colteschti gestaltet sich einfach, führt an mittlerweile
unbewirtschafteten Almen und Wiesen vorbei, rechterhand des Weges ist eine
Burg sichtbar (erinnert an Trosky) und gipfelt in einer Bar. (Wer noch
Kraft und Lust hat kann auch einen direkte Weg nach Rimetea wagen
(2.Anstieg + Abstieg). Wir waren fertig und liefen lieber auf der Straße.
Unser rumänisch sprechender Gerd hatte Probleme mit der Verständigung,
denn in beiden Orten wird fast ausschließlich ungarisch gesprochen (?!).
Die Übernachtung erfolgte in einer der zahlreichen Pensionen. (Übrigens
ist Rimetea ein Paradies für Gleitschirmflieger.)
7.Tag Besichtigung der Turda Klamm. Der Weg durch die Klamm war
feiertagsbedingt keine Erholung (zu viel "Stöckelschuhverkehr"). Auf der
anderen Seite kann man aber prima auf einer Adonisröschenwiese (!!!)
zelten.
8.Tag Der Weg zurück oberhalb der Klamm ist am Anfang mittelschwer,
später leicht und lohnenswert wegen massenhaft auftretender Kuhschellen
und Schachbrettblumen.
Rücktransport und schlafen bei Costel
9.Tag Rückfahrt
10.Tag Ankunft in DD
PS.: Unsere nächste Tour Anfang Juni wird schon geplant.
Wenn es Fragen gibt, dann schreibt
mir
!
(Jens Steudten)
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